Lohnt sich eine Weiterbildung in Zeiten einer Pandemie?

Martin Zenklusen ist im Zentralvorstand von Swiss Marketing für das Karrieremanagement zuständig und Inhaber/ Geschäftsführer der Evojob GmbH. Im Interview mit M&K spricht er über Karriereplanung und Ausbildung in Zeiten von COVID-19.

M&K: Sie leiten bei Swiss Marketing das Ressort Karrieremanagement. Wie treibt man seine Karriere in einem Pandemie-Jahr voran?
MARTIN ZENKLUSEN: Die Covid-19-Pande­mie ist belastend und herausfor­dernd. Trotzdem ist dies ein zeitlich begrenztes Ereignis. Mit etwas Glück wird sich die Situation 2021 normali­sieren. Im Verhältnis zum ganzen Berufsleben, das 40 bis 45 Jahre dauert, ist die Pandemie nur eine kurze Phase. Die wichtigsten Fakto­ren, die eine Karriere beeinflussen, sind Erfahrungen, Erfolge und er­zielte Resultate, Aus- und Weiterbildung, Persönlichkeit und Charakter, Netzwerk, aktive Kontaktpflege und das Glück, im richtigen Moment am richtigen Ort zu sein. Events werden zurzeit abgesagt, wir sitzen im Home­office. Umso wichtiger ist nun die aktive Beziehungspflege über Telefon und in den sozialen Netzwerken, den Fokus auf die langfristigen Ziele zu behalten und sich nicht entmutigen zu lassen.

M&K: Macht es Sinn, antizyklisch vorzuge­hen und sich jetzt das nötige Wissen in den Rucksack zu packen, um bereit zu sein, wenn sich alles normalisiert?
MARTIN ZENKLUSEN: Ja, die gewonnene Zeit durch Kurzarbeit, kein Arbeitsweg dank Homeoffice oder durch einen Stellenwechsel können die Chance für eine Weiterbildung sein. Wichtig ist eine gesunde Balance aus Berufserfahrung und Weiterbildung. Zudem soll eine Weiterbildung immer ein klares Ziel verfolgen.

M&K: Wie hat sich das Schweizer Weiter­bildungsangebot in Marketing und Kommunikation zuletzt entwickelt?
MARTIN ZENKLUSEN: Die Ausbildungen Verkaufsfachmann, Marketingfachmann, Verkaufsleiter und Marketingleiter sind solide, gefragte berufliche Weiterbildungen, die zu einem geschützten, eidgenössisch anerkannten Fachausweis oder Diplom führen. Seit Januar 2018 werden Absolvierendeeidgenössi­scher Prüfungen zudem durch den Bund mit der Subjektfinanzierung unterstützt. Die Abschlüsse wurden 2019 mit einer grossen Überarbei­tung der Lerninhalte und Prüfungen deutlich aufgewertet und an die aktuellen Anforderungen der Wirtschaft angepasst.

M&K: Wie sieht es an den Hoch- und Fachhochschulen aus?
MARTIN ZENKLUSEN: Sie bieten verschiedene CAS-, MAS­ und EMBA-Programme an. Ein genauer Vergleich der Bildungsinhalte, des Images der Bildungsstätte und des Rankings lohnt sich. Die Dauer der Ausbildung, der Ruf und das Image einer Bildungsstätte bestimmen im Wesentlichen den Wert dieser Weiterbildungen.

M&K: Wird die Digitalisierung weiter so forsch voranschreiten im Marketing und entsprechend das Weiterbil­dungsangebot prägen?
MARTIN ZENKLUSEN: Ja, bereits heute hat die Digitalisierung in den Weiterbildungen einen grossen Stellenwert und wird in den nächsten Jahren weiter an Bedeutung gewinnen.

M&K: Inwiefern dürfte die Corona-Krise die Beschäftigung in der Branche nachhaltig beeinflussen?
MARTIN ZENKLUSEN: In jeder Krise werden die gleichen Konzepte angewendet. Am einfachsten sind die Kosten für Marketing, externe Dienstleister und Personal zu senken. Leider kann dies auch nach­ haltige Schäden verursachen, darum sind intelligente Konzepte gefragt. Dank Kurzarbeit halten sich die Auswirkungen für den Arbeitsmarkt bis heute in Grenzen. Klagen hilft aber sowieso nicht, innovative Ideen und eine grosse Flexibilität sind gefragt. Veränderung ist immer auch eine Chance, die es zu erkennen und zu packen gilt.

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